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zu Memmingen
Im 15. und 16. Jahrhundert besuchte Kaiser Maximilian I. die Stadt insgesamt dreizehn Mal. Er nannte sie seine Ruh- und Schlafzell. Den wohl größten Künstler der Stadt, Bernhard Strigel, ernannte er zu seinem Haus- und Hofmaler, der ihn erstmals 1504 porträtierte. Zu dieser Zeit entstand das Chorgestühl in St. Martin, das zu den bedeutendsten Deutschlands zählt. Der großen Handelstätigkeit der Patrizierfamilien der Stadt ist es zu verdanken, dass sie zu Reichtum kam. Bereits 1505–1506 unternahm die Große Deutsche Kompagnie die erste Handelsfahrt von Portugal nach Indien. Die Vöhlin aus Memmingen, neben den Welsern aus Augsburg die zweiten Teilhaber der Kompagnie, finanzierten zwei Schiffe dieser Kompanie.
Ab 1513 wurde in Memmingen die Reformation in Kirchenfragen eingeführt. Anfänglich war sie eine vom Volk ausgehende Bewegung. Nach der Memminger Disputation von 1525 gewann diese an Fahrt. Die Bevölkerung Memmingens verbündete sich im Bauernkrieg mit den aufständischen Bauern. Die oberschwäbischen Bauernhaufen hielten ihre Versammlung in Memmingen ab und gründeten dort ihre Christliche Vereinigung. Im Februar/März 1525 wurden die Zwölf Artikel verfasst, deren Urheberschaft gewöhnlich Sebastian Lotzer und Christoph Schappeler, einem Kürschnergesellen und einem Prädikanten in Memmingen, zugesprochen wurde. Nach einer Definition von Peter Blickle, die er erstmals 1974 veröffentlichte, waren die Zwölf Artikel „Beschwerdeschrift, Reformprogramm und politisches Manifest“ zugleich. Die Aktion der Bauern war nach ihm die erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem Boden. Blickle machte sich weiter eine Aussage des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau zu eigen, in der er die Zwölf Artikel „im Kern die Überzeugung von der Universalität der Menschenrechte“ nannte. „Mit dieser Überzeugung weisen sie weit über ihre Zeit hinaus. Als die Mütter und Väter den Artikel 1 des Grundgesetzes formuliert haben – «Die Würde des Menschen ist unantastbar» –, war das auch ein fernes Echo der Bauernartikel.“ Als zweites, nicht minder wichtiges Dokument gilt die Bundesordnung. Die Zusammenkunft aufgrund dieser Vereinbarung gilt als die erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem Boden.Auch dadurch hielt die Reformation recht früh Einzug in der Stadt.
Der Konstanzer Reformator Ambrosius Blarer wirkte hier, und von St. Martin wurde die neue Lehre in die umliegenden Städte getragen. Memmingen bildete damit das religiöse Zentrum Oberschwabens, Mittelschwabens und des Allgäus. Dadurch gehörte die Stadt im Jahr 1529 zu den Vertretern der protestantischen Minderheit (Protestation) am Reichstag zu Speyer. Ihre Bürgerschaft forderte die ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens. Bürgermeister Melchior Stebenhaber von Hetzlinshofen (1536–1585) unterzeichnete 1579 für den Rat der Stadt Memmingen die lutherische Konkordienformel von 1577.