| Notizen |
- Karl hatte aus zwei Ehen insgesamt drei Söhne. Die Söhne KARRLMANN und PIPPIN sowie die Tochter HILTRUD gingen aus der ersten Ehe mit Chrodtrud, einer Adligen unbekannter Herkunft, hervor. Der Sohn GRIFO entstammte der späteren Verbindung mit der bayerischen Agilolfingerin SWANAHILD. Außerdem hatte Karl drei uneheliche Söhne, BERNHARD, HIERONYMUS und REMIGIUS, deren Mutter wohl die Konkubine RUODHAID war. Ihnen gedachte er nur eine untergeordnete Stellung zu.
Karl konzentrierte nach dem schwer erkämpften Aufstieg die ganze Macht auf seine Person. Anders als sein Vater PIPPIN und sein Enkel KARL DER GROßE hat er seine Söhne weder an der Herrschaft beteiligt noch ihnen ein eigenes Herrschaftsgebiet übertragen. Sie werden auch nicht als Beteiligte an seinen militärischen Unternehmungen genannt.
Selbst Amt und Titel des Hausmeiers beanspruchte er zeit seines Lebens für sich allein.Lediglich KARLS ältester Sohn wird 723 einmal mit seinem Handzeichen in einer Schenkungsurkunde des Vaters für das KLOSTER UTRECHT geführt. Seine erste Gattin trat trotz mindestens zwanzig Jahren Ehe in keiner seiner Urkunden auf; auch keine erzählende Quelle berichtet von ihr. Verschiedene Annalenwerke notieren lediglich ihren Tod im Jahr 725.
Die Heirat mit der Agilolfingerin SWANAHILD, die der Herzogsfamilie eines der ans Reich grenzenden Dukate angehörte, war singulär in der Geschichte der KAROLINGER. Bislang hatten die KAROLINGER eheliche Verbindungen mit solchen Familien vermieden.
Karls Schritt verdeutlicht zugleich das hohe Ansehen der AGILOLFINGER. Seine Ehe bildete die Grundlage für freundschaftliche Beziehungen zwischen KARL und dem Langobardenkönig LIUTPRAND.
SWANAHILD war die Nichte von Liutprands Gemahlin GUNTRUD. Die Heirat brachte aber nicht nur eine fränkisch-langobardische Annäherung, sondern auch ein fränkisch-bayerisches Bündnis.
Außerdem versöhnte KARL damit möglicherweise den Anhang PLEKTRUDS, falls es zutrifft, dass Swanahild deren Großnichte war.
Die Heirat steigerte zusätzlich KARLS ANSEHEN in der ahnenstolzen Gesellschaft des Frühmittelalters. Swanahild entstammte väterlicherseits dem altehrwürdigen Geschlecht der AGILOLFINGER, deren Ansehen nur mit dem der MEROWINGER vergleichbar war, die seit 200 Jahren den fränkischen König stellten. KARL machte durch diese prestigeträchtige Heirat einen wichtigen Schritt an die Spitze der gesamtfränkischen Adelsgesellschaft.
In keiner zeitgenössischen Quelle wird CHOTRUD als Ehefrau Karl Martells genannt, die Zuordnung kann alleine indirekt erfolgen.
Die ANNALES MOSSELANI erwähnen zum Jahr 725 den Tod einer CHROTRUD (725: Chrotrud mortua), und zu dieser Zeit kann diese Meldung bei einer Frau nur bedeuten, dass es sich um eine Königin oder die Ehefrau eines der ersten Würdenträger des Reiches handeln muss.
Die Tatsache, dass zum einen KARL MARTELL im gleichen Jahr 725 die Herzogsnichte SVANAHILDE aus Bayern mitbrachte und dann auch heiratete, gab bereits im 17. Jahrhundert (Adrien de Valois 1638 und Jean Mabillon 1703) Anlass zu der Vermutung, dass Chrodtrud dessen Ehefrau war.
Dass zum anderen der Name ROTRUD unter den Nachkommen Karl Martells mehrfach auftritt (je eine Tochter Karls des Großen, Tassilos III. von Bayern, Ludwigs des Frommen, Lothars I., Karls des Kahlen und Karls des Einfältigen) war ein weiteres Indiz für die Ehe.
Eine Aufzählung im REICHENAUER VERBRÜDERUNGSBUCH gibt schließlich Sicherheit: Dem Namen von acht verstorbenen Männern (Karolus maior domus, Pippin rex, Karlomannus maior domus, Karolus imperator, Karlomannus, Karolus rex, Pippinus rex, Bernardus rex), folgt der von neun Frauen (Ruadtraud, Ruadheid, Suanahil regina, Berhta regina, Hiltikart regina, Fastrat regina, Liutkart regina, Ruadheid [regina], Hirminkar regina), und es ist nicht schwer festzustellen, wenn man beide Gruppen in zwei Kolonnen nebeneinander stellt, dass die Namen in gleicher Reihenfolge zu Karolingern einerseits und karolingischen Ehefrauen andererseits gehören, insbesondere, wenn man die Qualifikation regina, Königin, berücksichtigt, auch wenn sie bei Svanahild regina, der Ehefrau Karl Martells ab 725, nicht zutrifft.
Schließlich können Karolus major domus als erster Mann auf der Liste und seiner Ehefrau Svanahild als dritter Frau nur bedeuten, dass insbesondere die erste, Ruadtrud, ebenfalls ihm zuzurechnen ist.
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