Notizen |
- Das ursprüngliche Zentrum der Klingenberger lag in der Umgebung von Homburg im heutigen Schweizer Kanton Thurgau mit der Burg Klingenberg (heute Schloss).
Ihre Herkunft ist ungeklärt. Es bestanden möglicherweise Beziehungen zu den Herren von Steckborn, Rosenegg und Mülheim, die um 1260 ebenfalls Lehen der Bischöfe von Konstanz um Homburg besaßen.
Die Klingenberger standen zunächst im Dienste der Bischöfe von Konstanz, dann der Grafen von Kyburg und später der Habsburger.
Erstmals belegt ist das Haus mit Heinrich von Klingenberg, der im Jahr 1200 als Zeuge für den Bischof von Konstanz auftrat. Dessen Sohn, ebenfalls Heinrich genannt, war ab 1271 der erste Nicht-Zürcher Propst am Grossmünster. Das Kloster Feldbach wurde von ihnen gefördert und nahm im Laufe der Zeit mehrere weibliche Familienmitglieder auf.
Neben den Herren von Landenberg waren sie eine der führenden Familien in der Region. Heinrich von Klingenberg war von 1293 bis 1306 Bischof von Konstanz, Abt des Klosters Reichenau und Kanzler des Reiches. Sein Bruder, Ulrich von Klingenberg, war von 1296 bis 1302 österreichischer Vogt von Mengen und Sigmaringen und 1303 Reichsvogt von Konstanz. Ein anderer Bruder, Konrad von Klingenberg, war 1294 bis 1300 Propst von Bischofszell, 1301 Dompropst von Konstanz, 1322–1324 Bischof von Brixen und 1324–1340 Bischof von Freising.
Der vierte Bruder, Albrecht, wie sein Bruder Ulrich ebenfalls zeitweilig Reichsvogt in Konstanz, erwarb am 16. Februar 1300 die Burg Hohentwiel um 940 Mark Silber von Ulrich von Klingen. Der Hohentwiel wurde von da an der Lebensmittelpunkt der Familie.
Das 14. Jahrhundert war geprägt von einem Niedergang der mindermächtigen Adelsgeschlechter. Auf der einen Seite führten äußere Bedingungen zu einem Einkommensverlust, andererseits konnten sich viele Adelshäuser nicht neben den aufstrebenden Territorialstaaten behaupten. Dem suchten diese kleinen Adeligen zu entgehen, indem sie sich bei diesen Territorialfürsten als „Beamte“, damals Räte genannt, andienten. Für die Klingenberger boten sich dafür das Erzherzogtum Österreich bzw. Württemberg an, aber auch der Königs-/Kaiserhof des Reiches.
Unter Caspar von Klingenberg († 1439), Hauptmann der Rittergesellschaft vom Sankt Jörgenschild und kaiserlicher Rat bei Kaiser Sigismund, war der Höhepunkt erreicht: Hohentwiel mit den Orten Arlen und Worblingen, die Städte Blumenfeld, Möhringen und Dettigkofen, die Erbschaft der Hälfte von Bürglen, Güter und Zehntrechte verteilt über das Hegau, den Thurgau und am Untersee. Die Klingenberger hatten dem König Geld leihen können und besaßen deshalb Pfandrechte auf die Reichssteuern von Ravensburg, Memmingen, Biberach an der Riß, Kaufbeuren, Buchhorn und Leutkirch. Dies war auch der Lohn für geleistete Kriegsdienste. Vertreter der Klingenberger finden sich als Gefallene in vielen Schlachten, der damaligen Zeit: Heinrich von Klingenberg, der im Waldviertel in Niederösterreich die bedeutende Herrschaft Litschau besaß und Erbvogt des Kollegiatstiftes Eisgarn war[1], gefallen am 26. August 1346 in der Schlacht von Crécy, Sigmund von Klingenberg am 9. Juli 1386 in der Schlacht bei Sempach, zusammen mit Martin Malterer, dem Schwager von Hans, genannt Schoch von Klingenberg, der wiederum am 9. April 1388 in der Schlacht bei Näfels fiel. An dieser Schlacht nahm auch dessen Neffe Hans von Klingenberg, Ritter zu Stein teil, dem wir in der sogenannten Klingenberger Chronik eine Beschreibung dieser Schlacht verdanken. Am 17. Juni 1405 fiel Hans von Twiel, der Sohn des Schoch, in der Schlacht am Stoss. Der Enkel Caspars von Klingenberg, ebenfalls Caspar genannt, fiel im Schwabenkrieg 1499 bei Rielasingen.
Zusätzlich erwarb Caspar von Klingenberg 1433 von den Herren von Klingen die Herrschaft Hohenklingen mit der Stadt Stein am Rhein und dem dortigen Kloster Sankt Georg.
Die Klingenberger begaben sich auch in das Dienstrecht des Klosters Sankt Gallen, um Unter- und Oberstammheim samt dem dazugehörigen Kirchensatz zu erhalten.
Nach dem Tod Caspars von Klingenberg, dem Hauptmann des Ritterbundes mit Sankt Georgenschild, begann der Abstieg der Familie. Bedingt durch die Realteilung befanden sich teilweise bis zu fünf Familien auf dem Hohentwiel. Es wurde vereinbart, dass die Tore mit fünf Schlüsseln zu sichern seien, so dass niemand ohne Einverständnis der anderen Familien Zutritt erlangen solle. 1443 musste Bürglen verkauft werden, 1447 die Vogtei Eggen. 1457 kam es zum Verkauf von Stein am Rhein und der Burg Klingenberg. 1538 erfolgte die endgültige Übergabe des Hohentwiel an Württemberg, den Ulrich von Württemberg bereits 1521 unter Rückgabevorbehalt erworben hatte und der Verkauf der Bibermühle an Stein am Rhein.
Mit dem Tod des zwölfjährigen Hans Georg von Klingenberg im Jahr 1583 starb das Geschlecht aus.
onKlingenberg
Version vom: 20.08.2007
Schloss Klingenberg von Südwesten. Lavierte Federzeichnung im Lexicon geographico-heraldico-stemmatographicum urbis et agri Tigurini von Johann Friedrich Meiss, Band 8, 1743 (Zentralbibliothek Zürich, Ms. E 60, Fol. 148r).
Schloss Klingenberg von Südwesten. Lavierte Federzeichnung im Lexicon geographico-heraldico-stemmatographicum urbis et agri Tigurini von Johann Friedrich Meiss, Band 8, 1743 (Zentralbibliothek Zürich, Ms. E 60, Fol. 148r). […]
Autorin/Autor: Martin Leonhard
Thurgauer Ritteradel des 13.-16. Jahrhunderts, der im Dienst des Bischofs von Konstanz und ab dem Ende des 13. Jahrhunderts in demjenigen Habsburgs stand. Die Herkunft der Familie ist ungeklärt. Vielleicht steht sie im Zusammenhang mit den Herren von Steckborn, Rosenegg und Mülheim, mit denen sie in den 1260er Jahren gemeinsame bischöfliche Lehen in der Umgebung von Homburg, ihrem ursprünglichen Besitzzentrum mit der Burg Klingenberg, innehatte. Erstmals belegt sind die Klingenberg 1220 mit Heinrich, Zeugen für den Bischof von Konstanz. Dessen Sohn Heinrich, ab 1271 als erster Nicht-Zürcher Propst am Grossmünster, wirkte nicht zuletzt wegen seiner hohen Bildung ab etwa 1240 als Berater der Grafen von Kyburg. Seine besondere Aufmerksamkeit galt dem Kloster Feldbach (Gemeinde Steckborn), das mehrere weibliche Mitglieder der Familie aufnahm. Nach dem Abgang der Kyburger traten die Klingenberg in österreichischen Dienst, wo sie sich im ostschweizerischen Raum neben den Herren von Landenberg eine Spitzenposition sicherten. So vermittelte Heinrich (->) 1293-1306 als österreichtreuer Bischof von Konstanz seiner Familie und den verschwägerten von Kastell verschiedene einflussreiche Stellungen. Sein Bruder Ulrich war 1296-1302 österreichischer Vogt von Mengen (Oberschwaben) und Sigmaringen (Württemberg) und wurde 1303 Reichsvogt von Konstanz, während ein anderer Bruder, nämlich Konrad, 1294-1300 als Propst von Bischofszell, ab 1301 als Dompropst von Konstanz und nach einer kurzen Zeit als Bischof von Brixen (Südtirol) 1324-1340 schliesslich als Bischof von Freising (Oberbayern) wirkte. Albrecht, ein weiterer Bruder Heinrichs, erwarb 1300 von den Freiherren von Klingen die Burg Hohentwiel im Hegau, die sich bis ins 15. Jahrhundert zum eigentlichen Verwaltungszentrum der Familie entwickelte. Um drei Jahre später die Besitzungen des Abtes von St. Gallen in Unter- und Oberstammheim samt Kirchensatz übernehmen zu können, trat Albrecht um 1300 auch formell in dessen Dienstrecht. Während des ganzen 14. Jahrhunderts wurden die Klingenberg als österreichische Beamte und für Kriegsdienste regelmässig mit Pfandschaften entlöhnt. Nachdem sie zu Beginn des 15. Jahrhunderts von den Freiherren von Bürglen die Hälfte von deren Herrschaft geerbt hatten, erreichte ihr Besitz 1433 mit dem Erwerb der Burg Hohenklingen und der Stadt Stein am Rhein die grösste Ausdehnung. Unter wirtschaftlichem Druck musste die Familie ab der Mitte des Jahrhunderts immer grössere Teile ihres Besitzes abstossen, vorerst 1443 Bürglen, dann 1447 die thurgauische Vogtei Eggen und 1457 die Stadt Stein am Rhein mit der Burg. Von da an verlagerte sich der Wirkungskreis der Klingenberg weitgehend auf Hohentwiel, das sie bis 1538, dem Jahr der Übergabe an Württemberg, halten konnten. Als Letzter des Geschlechts starb 1583 im Alter von zwölf Jahren Hans Georg.
Martin Leonhard: "Klingenberg, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.08.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020239/2007-08-20/, konsultiert am 14.06.2024.
|