Notizen |
- Jerusalem war 1099 im Zuge des ersten Kreuzzuges erobert worden. Die Familie ihres Vaters kam ursprünglich aus Rethel, Frankreich. Ihr Vater war ein Kreuzritter und der König des Kreuzritterstaates Edessa. Dort heiratete er aus diplomatischen Gründen Morphia, die Tochter des armenischen Prinzen Gabriel von Melitene. Eine solche Allianz konnte die Region stabilisieren und legitimieren.[1][2] Melisende wuchs in Edessa auf bis sie 13 war, als ihr Vater zum König von Jerusalem gewählt wurde, als Nachfolger seines Cousins Balduin I. Als Balduin II. zum König gewählt wurde hatte er bereits drei Töchter.[1] Sie wurde 1128 von ihrem Vater zur Thronfolgerin ernannt. 1129 heiratete sie – auf sein Arrangement hin – Fulko V. von Anjou. Vor dem Tod ihres Vaters 1131 wurde Melisende zur Mitregentin gekrönt. Mit seinem Tod wurde sie gemeinsam mit Fulko Regentin. Melisende und Fulko hatten zwei Söhne, die späteren Könige Balduin III. und Amalrich I. Ansonsten aber wurde Melisende von ihrem Ehemann ignoriert. Melisende als älteste Tochter, danach Alice und Hodierna. Als neuem König wurde Balduin nahegelegt, dass er sich eine neue Frau suchen sollte, die ihm einen männlichen Nachkommen gebärt. Der armenische Geschichtsschreiber Mathias von Edessa schreibt, dass sich Balduin weigerte, weil er seiner Frau hingegeben war. Als Zeichen seiner Liebe hat Balduin II. auch seine Krönung auf den 25. Dezember 1119 verschoben, damit Morphia und seine Töchter bei der Krönung in Jerusalem dabei sein konnten. Morphia selbst mischte sich nicht in die Tagespolitik Jerusalems ein, aber konnte sich in bestimmte Situation als Strategin heraustuen. So zum Beispiel, als ihr Mann 1123 gefangen genommen wurde und Morphia eine Gruppe armenischer Söldner anheuerte, um herauszufinden, wo ihr Mann festgehalten wurde. Und im folgenden Jahr 1124 hat sie eine führende Rolle bei den Verhandlungen um seine Freilassung übernommen. Unter anderem bedeutete dies, dass sie nach Syrien reiste und ihre jüngste Tochter als Gefangene im Austausch gegen Baldwin II. anbot.[1]
Als älteste Tochter wuchs Melisende als maßgebliche Erbin auf. Die Lebenserwartung fränkischer Frauen war damals in den Kreuzfahrerstaaten größer als bei den Männern. Unter anderem war dies dadurch geschuldet, dass sich diese Region eigentlich konstant in Krieg verwickelt sah. Wenn Frauen Land erbten oder in einer Machtposition wiederfanden, lag das meistens daran, dass die Männer im Kampf gestorben waren. Dadurch gab es in dem Zeitalter einige Frauen, die an der Macht waren, zum Beispiel Urraca von Kastilien (1080–1129) und Eleonore von Aquitanien (1122–1204). Während der Herrschaft ihres Vaters war sie die Tochter des Königs und Erbin des Königreichs Jerusalem. Somit hatte sie Vorrang vor anderen hochrangigen Adligen und Kirchenträgern in Zeremonien. Immer mehr wurde sie in die Politik ihres Vaters miteinbezogen. Auf Dokumenten, bei der Prägung von Geld, bei der Lehensvergabe und bei diplomatischen Angelegenheiten. So wurde sie zu einer fähigen Herrscherin erzogen, die außerdem dadurch auch von dem Haute Cour eine Art königliches Gremium, bestehend aus Adligen und Kirchenträgern, unterstützt wurde.[1][2]
Nichtsdestotrotz dachte Balduin II., er müsse Melisende an einen mächtigen Verbündeten verheiraten, der Melisende und ihr Erbe beschützen würde. Außerdem mussten zukünftige Erben geboren werden. Deshalb schrieb Balduin an König Ludwig VI. von Frankreich, damit dieser einen fränkischen Vasallen für seine Tochter vorschlagen konnte. Die Franzosen waren wichtige Alliierte für die Kreuzfahrerstaaten, denn diese brachten weitere Ritter ins Land.
Louis VI. suchte Fulko V., Graf von Anjou und Main, ein reicher Kreuzfahrer der immer mehr auch eine Gefahr für Ludwig VI. wurde. Der Sohn von Fulko Geoffrey aus erster Ehe war mit Königin Matilda verheiratet. Matilda wurde von Henry I. von England auserkoren um die nächste Regentin zu werden. Das machte Fulko zu dem potenziellen Großvater eines englischen Thronfolgers und somit zu einer extrem guten Partie. Bei den Verhandlungen bestand Fulko darauf der alleinige Nachfolger und König Jerusalems zu werden. Balduin hatte einige Bedenken. Er sorge sich, dass Fulko V. nach seinem Tod Melisende verstoßen würde und seinen eigenen Sohn aus erster Ehe zum Erben Jerusalems machen würde.
Als Melisende einen Jungen im Jahr 1130 gebar, unternahm Balduin einiges um sicherzustellen, dass seine Tochter nach ihm Königin von Jerusalem wurde. Er hielt eine Krönungszeremonie ab bei der er das Königtum Jerusalems gemeinsam zwischen seiner Tochter, seinem Enkel und Fulko V. teilte. Außerdem beschloss er, dass Melisende der einzige Vormund ihres Sohnes werden sollte. Als Balduin II. im Jahr 1131 starb, bestiegen Melisende und Fulko den Thron gemeinsam. Fulko gelang es aber, mithilfe von Verbündeten schaffte er es Melisende weitergehend von Regierungsgeschäften fernzuhalten. Fulko V. erklärte Melisendes Erbrechte öffentlich für null und nichtig. Balduins Anstrengungen genau dies zu verhindern hatten offenkundig nichts gebracht. Das irritierte auch den Haute Cour, dessen Macht auch massiv beschnitten wurde durch Fulkos autokratische Art zu regieren.[1]
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