Notizen |
- Huldigungsliste 1666 Landesarchiv (Achim Höhler):
Der Familiename Höhler bezieht sich auf einen Ortsnamen, nämlich den Hof "zum Holl", später auch Höhlerhof oder Höllerhof genannt. Diese Hofbezeichnung existiert offiziell heute nicht mehr. Der Höhlerhof ist heute Teil von Wellerscheid in der benachbarten Gemeinde Much. Den Nachweis des Ortsnamenbezugs konnte über einen Kirchenbucheintrag in Drabenderhöhe ermittelt werden. Am 28. April 1678 ist Kirstg (Christian) Holler zum Holl Taufpate des Sohnes von Dierich Klein. Am 29. Februar 1680 findet sich folgender Hochzeitseintrag: "Kerstgen seligen Hendtrichen Müllers im Niderhoff hinterlassene eheliche Tochter und Eva seligen Kerstgen Höllers zum Holl Kirspels Muche gewesener Schöffe von der Hundtschaft Miebach hinterlassene ehelich Tochter". Nach dem Mucher Kirchenbuch wurde Christian Höller am 30. Mai 1679 beerdigt und war katholischer Konfession. In der bergischen Steuerliste "Perd- und Schüppendienste" aus dem Jahre 1559 erscheint der Hof Zum Holl noch nicht, aber in den den Akten zu einer Zeugenbefragung zwischen dem 5. Dezember 1575 und dem 27. Oktober 1577 zu einem Prozess zwischen Herzog Johann Wilhelm von Jülich gegen die Grafen Sebastian und Ludwig zu Sayn Wittgenstein, der seit dem Jahr 1573 geführt wurde: "Claeß zum Holl, Scheffe im Dorf Much: Er pleip bei dem alten Glauben, den ihn seine Eltern gelehret und er in der Kirchen hoirdt predigen." Ob Nikolaus zum Holl der Urahn ist, kann heute leider nicht mehr nachgewiesen werden. Da aber im 17. Jahrhundert nur eine Familie, nämlich die der noch heute in Much ansäßigen Höllers dort lebt, ist es gut möglich, dass er der Vorfahre der Höhlers ist.
Da die Kirchengemeinde Drabenderhöhe zur Reichsherrschaft Homburg gehörte, wurde den Bewohnern von den Grafen zu Sayn-Wittgenstein die reformierte Konfession (Heidelberger Katechismus) vorgegeben. Durch die Grenzlage hielten sich auch einige benachbarte Ortschaften zur Kirchengemeinde Drabenderhöhe. Die Orte Scheidt mit dem Pfarrhof Pfaffenscheid und dem im 18. Jahrhundert evangelisch gewordenen Ort Obermiebach lagen im Herzogtum Berg, Amt Windeck, später Gemeinde Much (Rhein-Sieg-Kreis), die Weiler und Höfe Anfang (später der Gasthof Kalscheuer/Lang), Brächen, Büddelhagen und Verr befanden sich auf dem Gebiet des bergischen Amtes Steinbach (später Gemeinde Engelskirchen, Rhein-Bergischer Kreis). Erst mit dem Siegburger Vergleich im Jahre 1604 wurde der genaue Grenzverlauf im Raum Drabenderhöhe festgelegt und die Kirche war seitdem homburgisch. Für Büddelhagen, Scheidt und Verr wurde geregelt, dass Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen in Drabenderhöhe abgehalten werden durften. Das galt auch für die Höhlers mit einem der ältesten noch in Drabenderhöhe vorhanden Familiennamen. Zu Christian Höller konnte allerdings lange kein Bezug hergestellt werden.
In der Personenaufnahme durch Pastor Johannes Haas im Jahre 1675 erscheint die Familie des Conrad Holler im Scheidt: Aufgeführt werden Conrad Holler, Elsa Eheleut Ihre Kinder Johan, Albert, Henrich, Johannes.
Conrad und Johan werden in einem Nachtrag als "todt" bezeichnet. Conrad dürfte zwischen 1683 und 1691 verstorben sein. Genau ermitteln kann man es nicht, da die Sterbebücher in Drabenderhöhe erst mit dem Jahr 1699 beginnen. Aufgrund von Einträgen in das Taufregister und der Hochzeit seines Sohnes Albert, wo Conrad als "selig" bezeichnet wurde, dürfte man vom Tod des oben genannten Zeitraum ausgehen.
Conrad Höhler wurde auch in der Huldigungliste des Herzogtum Berg aus dem Jahre 1666 als Conradt Holler genannt.
Desweiteren ist aus dem Mucher Taufbüchern zu erfahren, dass die Geschichte des Conrad Höller noch weiter zurückreicht.
Am 6. April 1653 hat Elias im Scheidt ein Kindt auff der Tauffen, der Patte Conrath Elßen Sohn daselbst, die Goett Simons Frau in Buettel (Büddelhagen)
Bei der Patentante, die früher als Gött bezeichet wurde, dürfte es sich um Margarethe, die Ehefrau von Simon Klein gehandelt haben.
Am 11. Mai 1659 hat Kunert ihm Scheidt ein Kindt auff der Tauffen der patt Siefrien ihm Scheidt die Goett Elß Hanß Dochter zum Offerbusch
Der Pate wird vermutlich Severin Schmit aus Scheidt sein. Da die Taufpaten meist Mitglieder der eigenen Familie waren, ist anzunehmen, dass Conrads Frau auch eine geborene Schmit war. Da das Heiratsregister in Much erst 1660 beginnt, ist anzunehmen, dass die beiden um 1658 geheiratet haben dürften. Ein Name des Kindes wurde bei der Taufe nicht angegeben, aber es könnte sich um den in der Personenaufnahme erstgenannten Johan handeln. Was im Taufeintrag sehr ungewöhnlich ist, dass Conrads Mutter Elßen genannt wurde. Gewöhnlich wurden immer die Väter erwähnt. Das läßt die Annahme zu, dass Conrad ein uneheliches Kind war. Ein Hinweis dazu liefert die Akte "Invitarium der Kirchengüter zur Trabenderhöhe" aus dem Kirchenarchiv Drabenderhöhe. Dass "Invitarium" wurde etwa um 1607 vom Mucher Schultheiß Philipp Hundt angelegt. Bei der vorliegenden Akte handelt es sich um eine etwa 1699/1700 erstellte Abschrift mit Nachträgen.
Es liegt folgender Eintrag vor:
N3 diese Wiese die Dipe Wiese genand und die 31 roden bonder Drißen Haus im Schede, der ort Land vor den pfaffen eichen (Vor den Pfaffeneichen/An den Pfaffeneichen) am Weltgen (=Wäldchen) ist 10 fiertel, 22 roden so mit heinen N3 gezeichnet sind dem Wiedenhoff abgelegen, desweg in ao (=anno) 1657 am 3 tag may die 3 orter mit Elsen im Schede verwechselt durch Herrn Pastor Klee ex Toniß Herhauß im Dahl ex (= und) Christgen Schmit in den Immen Kirchmeistern und hat der Widenhoff dargegen bekommen vor dem Hause in der Hoff Wiesen (In der Hofwiese) die Scheidwiesen (In der Scheidtwiese) genand auch so viel an maß die besherweißen aber belangt , so noch Much in die kirch gehorig, hat Elsa und Ihre Kinder uff sich erblich und ewig genommen. Und dann uff der Schladen (Auf der Schlade) am Widen hoffs land auch so viel Land, was aber uff diese güter an beschwerens möchten kommen müßen Elsa und Ihre Kinder
Am 3. Mai 1653 hatten Elsen (Elisabeth) und Ihre Kinder Land mit der Kirchengemeinde getauscht. Elisabeth war also katholischer Konfession. Da im Scheidt Mitte des 16. Jahrhunderts nur wenige Familien im Scheidt lebten – in der Personenaufnahme 1675 waren es 37 Personen – dürfte es sich bei dieser Elisabeth um die selbe Person handeln, die im Taufeintrag genannt wurde. Demnach hatte Elisabeth mindestens zwei Kinder, da die Mehrzahl erwähnt wurde. Diese Schwester dürfte Katharina geheißen haben, die mit Elias (Jost) verheiratet war. Conrad war somit der Taufpate des Kindes.
Die Verbindung der Familie Jost zu Höhlers erschließt sich aus dem Drabenderhöher renovierten Rentzentel, der im Jahre 1700 beginnt.
Jost im Schede loco Conrad Klein ist der Kirchen 1621 uff Martini schuld worden ad -16 Gl., pensionieren 19 alb. 3 He., er hat verunterpfandet ein Morgen landt hinter den Klein Eichen.
Den 21. Dezember 1728 hat Jost Eydam (Schwiegersohn) Johan Diderich der Jüngere zu Staffelbach ein dritte Theil dieses Geldes erledigt ad -5 Gl 8 alb.
Den 22. Novembris 1729 Peter Jost Wittib (Witwe) im Schede ein dritte Theil von dießen Geldt erlegt ad -5 Gl. 8 alb.
Dieße zwey dritte Theil Geldes nemlich ad 10 Gl. 16. alb. So von Diedrichs Kuhlen Schuldigkeit herrühren so forth wiederumb ausgethan und stehen nun an Wittiber Johan Adolph Wilhelms in der Oberbech ad 13 gl. 8. alb pensionieren – 16 alb hat verunterpfändet 6 Firtel Wießen in der Hoffwiesen in der Oberbech
Obig restliche 1/3 Theil von Severin Jost im Scheidt ist nicht zu gehaben, weilen dessen Güter ad concursen hingegeben und das Unterfand vor dato veralieniert worden, daher diese 5 Gl. 8. alb laut Kirchenrechnung de Ao. 1748 Sub. Nr. 20 im Lagerbuch zu delieren (auflösen) befohlen worden. 1803 den 7. Dezember sind obige 13 Gülden 8 alb. Wieder erlegt und eodem dato an Johan Henrich Hühn zur Drabenderhöhe ausgeliehen worden, hat verhypotesiert wie die Obligation ausweiset.
(Elias) Jost im Scheidt hat die von Conrad Klein 1621 aufgenommenen Schulden übernommen und diese wurden 1728/1729 von den Enkeln zumindest zu zweidritteln an die Kirche zurückgezahlt. Nach dem Kircheninvitarium hatte Conrad Klein in der Amtszeit des Pastors Johannes Scheffer, der von 1611 bis 1625 in Drabenderhöhe wirkte, einen Pachthoff der Kirche im Scheidt gekauft.
im obersten Schede unter deß Klauß Hauß ein ort hoffs hält 24 Roden
dieser ort hoffs ist oblängst Conrad Klein verkaufft und hat davon bey zeiten Johannis Schefferi ein handschrifft gegeben.
Der hoff binnen seinen floir (= Flur) zäunen im Schede ist zusammen 11 morg (= Morgen)
Dazu existiert auch ein Dokument vom 11. November 1621:
Beken ich Conertt (Konrad) im Scheide Feuchen (Sophia) mein eheliche Haußfrau das wir der Kirchen uff der Hoe bekentlichen Schuld sind schuldig worden sechszehn Gulden colnisch drei Gulden ad 24 Albus: drei albus u 12 Heller gerechnet welche summa gelt wir ob: genannt Schult geloben und verheissen allezeit uff martini tag sampt gebürlicher pencionen als vererblich meinen H der Kirchen Widderumb richtig zu machen und zu lieffen wenn es die Kirchen nicht lenger ertragen kann oder weil aber die pencion aber dann pastori zu lieffen A (= A derwaill es vom verkauften hoffen kompt) da nun nitt die Kirche ihres ausgelegten Gelttes wollt versichertt sein so verschreiben und verunderpfenden wir obgenannt debitores ihr einen morgen lands hinder der Kleinen Eychen tuscher Johanchen im Scheide gelegen, daran sich die Kirche Zur Zeitt wen wir nicht der betzahlung schandinig wurden sol sengsam erholen und verkobben hirbey sind zeugen gewesen die Erbarr und frommen Henrich Driesen Sohn im Scheyde und Eias daselbst, und zu unsrer versicherung und verkennd der warheitt habe underbreiten unter diese obligation uff ihr bitt geschrieben und underschrieben, Artem uff martini tag anno 1621. Johannis Schefferus pastor uff der hoeh
Conrad (Klein) und seine Frau Sophia bekennen, dass sie der Kirche Geld schuldig geworden sind und dafür Land in den Kleineichen verpfändet haben.
Jener Conrad Klein taucht noch mehrfach in den Kirchenrechnungen auf:
11.11.1628 Conrad der Pächter ist Unterzeichner einer Urkunde, wo Hannen und Dreiß auf der Höhe, Kirchmeister zur Drabenderhöhe Röll Luther im Scheidt und dessen Frau Else 9 Maltersaat Kirchenbusch im Hedtberg auf die Dauer von 9 Jahren für jährlich 7 Gulden verpachtet.
06.05.1645 Conradt im Scheidt seegen (sägen) gethannen derhens geben 13 Albus
Danach muss er dann gestorben sein, denn in den Einahmen der Kirchgemeinde sind nur noch Conrads Erben erwähnt. Die Kirchenrechnungen der Jahre 1659 bis 1665 beschreiben, dass die Erben 19 Albus und 3 Heller zu zahlen hatten. Conrad Höhlers Vater wird vermutlich jener Conrad Klein gewesen sein. Das passt schon in der Namenskultur, den Vornamen des Vaters an den Sohn weiterzugeben. Demnach müsste Conrad Klein eine evangelische erste Frau gehabt haben, die vielleicht frühzeitig verstarb. Da die Familie Klein in Scheidt im 17. Jahrhundert nicht vorkam, dürften aus dieser Ehe auch keine Kinder entstanden sein. Eine uneheliche Verbindung kann vermutet werden, denn das Kircheninvitarium beschreibt Landbesitz von Elisabeth. Das eine Frau über Landbesitz im 17. Jahrhundert verfügte, ist eher ungewöhnlich und stammte vermutlich aus der Erbschaft des Conrad Klein. Somit führten die beiden eine uneheliche Beziehung, vielleicht auch daraus geschuldet, dass Katholiken sich nicht ohne weiteres mit Reformierten verheiraten durften. Ihr Sohn Conrad führte als Nachnamen Holler und nicht Klein. Seine Mutter muss demnach aus dem Hof "Zum Holl" stammen und wahr vielleicht die Schwester der anfangs schon erwähnten Schöffen Christian Höhler.
Über die Herkunft von Conrad Klein gibt der Taufeintrag von 1653 mutmaßlich eine Auskunft. Die Taufpatin von Elias Kind war die Ehefrau von Simon (Klein) aus Büddelhagen. Nach Auswertung des Engelskirchener Taufbuches für die Orte Büddelhagen und Verr ließ sich hier der Nachname Klein ermitteln. Simon Klein könnte also der Bruder von Conrath Klein gewesen sein. Die Auswahl der reformierten Ehepartner der bergischen Orte Büddelhagen, Scheidt und Verr war sehr eingeschränkt, da diese in den katholischen Gemeinden Much und Engelskirchen lagen. Eine Hochzeit mit einem homburgischen Ehepartner war eher die Ausnahme. Über einen eigenen Hof verfügte Conrad Klein zunächst nicht, somit er gezwungen war nach Scheidt überzusiedeln um als Pächter im kirchlichen Hof zu wohnen, den er ja um 1621 gekauft hatte.
Dieser Hof blieb dann für Jahrhunderte im Familienbesitz bis dieser dann Ende des 19. Jahrhunderts, eher Anfang des 20. Jahrhunderts abgerissen wurde. Das Kircheninvitarium beschreibt die Lage des Hofes im obersten Scheidt unterhalb des Hauses des Klaus. Im 17. Jahrhundert bestand der hatte Scheidt aus fünf Haushaltungen, sowie zusätzlich je eine Haushaltung an der heutigen Alten Kölner Straße in den Höfen "Im Kretsch", "Auf der Schniffel", "Auf der Spitzenburg", sowie "Auf dem Anfang", was aber schon zum Amt Steinbach gehörte. Diese fünf Haushaltungen bildeten den Kern von Scheidt und hießen "Mitten im Hof Scheidt". Die Hoflagen "Oben im Hof Scheidt" und "Unten im Hof Scheidt" sind erst Ende des 17. Jahrhunderts/Anfang 18. Jahrhunderts bzw. Mitte/Ende des 18. Jahrhunderts durch die steigende Bevölkerung entstanden.
Nach der preußischen Uraufnahme der Katasterkarten im Jahre 1828 befand sich das "alte" Haus Höhler an der heutigen Herrenhofer Straße unterhalb des Hauses Lutter, welches im 17. Jahrhundert das oberste Haus im Scheidt war.
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